Wie wir auf andere Menschen wirken
Als Menschen und Gesellschaft sind wir abhängig von Beziehungen und Sprache. Unbemerkt bleibt oft, dass Worte zwar ein
Teil der Kommunikation sind, jedoch immer in Verbindung von Gedanken, Gefühlen oder Absichten, die wir transportieren.
"Jedes Verhalten, jeder Ausdruck, auch nonverbal ist Kommunikation. Man kann nicht n i c h t kommunizieren." (P. Watzlawick)
Wahr ist, .... was B versteht
Was mittlerweile bekannt sein dürfte ist die geringe Gewichtigkeit der Worte, in einer Kommunikation (ca. 7%). Hier wird sofort klar, dass andere Dinge (wie Mimik, Gefühle, Gestik oder Körperhaltung) eine viel wichtigere Rolle spielen. Die Schlüsselfähigkeit für die restlichen 93% trägt den Namen Empathie. Darunter versteht man das Potenzial „unseres Gehirns“, die Absicht anderer Menschen zu erkennen.
"Wahr ist nicht was A sagt, sondern was B versteht.“ ( Paul Watzlawick).
Mit der Entdeckung der Spiegelzellen durch Giacomo Rizzolatti 1995 wurde erstmals sichtbar, dass wir permanent kommunizieren, mit oder ohne Worte. Ein komisches oder gutes Gefühl, dass wir bei anderen Menschen "spüren" ist keine Einbildung, sondern etwas, was Spiegelzellen in unseren Gehirnen wahrnehmen.
Jede Regung, jede Zuckung - auch noch so klein - wird registriert, Ausdruck, Gestik oder Tonlage, alles findet Eingang und eine Auswertung. Bei jedem Gespräch laufen bedeutend mehr unbewusste als bewusste Prozesse ab. Dabei verarbeiten, bewerten und interpretieren wir, ohne dass es bewusst ist.
Mit der Geschwindigkeit einer Kugel
Wir brauchen etwa 100 Millisekunden und andere Menschen „grob“ einzuschätzen, das entspricht einem Wimpernschlag. Es war aus evolutionärer Sicht ein enormer Vorteil schnell - am besten in Sekunden - entscheiden zu können, ob wir einem anderen als Freund oder Feind einschätzten.
Nalini Ambady an der Harvard Uni machte eine Studie, um herauszufinden, wie effizient unser „Bewertungssystem“ wirklich ist und die Ergebnisse sind äußerst beeindruckend und verblüffend. Mit der Geschwindigkeit einer Kugel beurteilt unser Gehirn, wie wir eine andere Person einschätzen sollen.
Die Studie zielte darauf ab, einen Professor von Studenten einschätzen und beurteilen zu lassen. Dafür spielte sie diesen ein Video vor und zwar mit unterschiedlichen Zeitspannen. Zuerst10 sec, dann 5 sec. und schließlich 2 sec. und jedes Mal mit der Aufgabe einen Professor einzuschätzen und zu beurteilen. Die Einschätzungen von der ersten (10sec) bis zur letzen Gruppe (2sec) stimmten weitreichend überein, aber und nun das „fast Unglaubliche“.
Diese Angaben stimmten ebenso mit jenen Bewertungen überein, die anderen Studenten am Ende des Studienjahres von diesem Professor abgaben. Siegfried Frey machte dazu eine grenz- und kulturerweiterte Studie, in der Menschen verschiedenen Politiker wortlos auf einem Clip vorgespielt wurden. Die Ergebnisse der Beurteilung waren dabei ähnlich verblüffend und detailgerecht.
Können Worte, trojanische Pferde sein ?
Es ist offenkundig, dass Sprechende, auf ihre Zuhörer einen Einfluss nehmen möchten. Im „angesprochenen Fall“ besteht die Absicht, den Zuhörer ein Gefühl wahrnehmen zu lassen oder es zu erwecken. Damit muss dieses Gefühl – wenn es erfolgreich sein will – in uns vorhanden sein, sonst funktioniert es nicht und verfehlt den Zweck. So stellt sich natürlich auch die – etwas weniger offensichtliche – Frage, ob Worte auf uns selbst, das eigene Gehirn oder sogar auf die Persönlichkeit wirken?“
Dr. Andrew Newberg (Neurowissenschaftler an der Thomas Jefferson Universität und Mark Robert Waldmann, (Dozent am Newberg „Center for spirituality and mind ) trugen in den letzten Jahren unzählige Studien zusammen und machten sichtbar, dass die Gefühle, die wir durch Worte und Sprache – mehr aber noch, durch unseren nonverbalen Ausdruck – verwenden, nicht nur Spuren in uns hinterlässt, sondern konkret unsere Wahrnehmung und persönliche Gedankenwelt beeinflusst und verändert.
Eine Erkenntnis, die Jahre zuvor bereits von Neurowissenschaftlern wie Fred Gage oder Richard Davidson auf anderer Ebene erkannt und beschrieben wurde. „Die Art wie wir im Alltag denken und reagieren beeinflusst vorrangig die Grundstimmung unseres Gehirns" und so in Folge, die unseres Verhaltens und persönlichen Lebensgefühls.“ Newberg und Waldmann legen dar, dass Worte die Macht besitzen, körperlichen und emotionalen Stress zu erzeugen, wie auch zu regulieren. Destruktive oder negative Sprache ist dafür verantwortlich, dass das unser Stressniveau ansteigt.
"Wenn negative Worte oder Verhalten auf Grund von Druck, Stress, Zweifel oder Ängsten die Überhand gewinnen, erhöht sich die Aktivität in unserem Angstzentrum. (Amygdala). Diese blockieren die Denkfähigkeit, weil es aus evolutionärer Sicht, sinnvoller war in Notsituationen zu handeln, als lange über etwas zu grübeln“. (Dr. Andrew Newberg)
Uns selbst und anderen Gutes tun
Die Eckpfeiler für eine gelingende Kommunikation aus Sicht der heutigen Erkenntnisse sind ziemlich klar abgesteckt - Kürze, Klarheit, Zuhören und Mitgefühl. Verstanden zu sein/werden ist ein grundlegendes Bedürfnisse eines jeden Menschen und Empathie gehört zur „menschlichen Basisausrüstung“. Somit ist es kein großes Lernfeld vielmehr ein Umdenken, was nicht nur die Ergebnisse sondern auch die eigene Lebensqualität und das Wohlbefinden erheblich beeinflusst.
Gelingt es die Spiegelzellen eines Gesprächspartners positiv zu aktivieren, tun wir nicht nur anderen sondern auch uns selbst einen Gefallen. Wir drehen dabei am Schlüsselrad für gute Beziehungen und gewinnen augenblicklich Sympathie und Vertrauen. Die Spiegelzellen erkennen, „ob es unser Gegenüber gut mit uns meint“. Studien zeigten, dass - wenn wir lachende Menschen oder positive Gefühlsausdrücke beobachten, die Hirnareale besonders rege und aktiv werden.
Kommentar schreiben