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Hilfe !! .. es könnte sich was ändern

die unerklärbare Angst, vor Veränderung

„Ich bin eben, wie ich bin, oder „ich kann nichts dran ändern“ kommen Ihnen Sätze wie diese bekannt vor ?  Wir Menschen haben die Angewohnheit in Schubladen zu denken und zu handeln, natürlich ebenso, in einer zu stecken. Selbst wenn wir uns es anders wünschen, fühlen wir uns gefangen, hoffen zwar, glauben aber nicht wirklich daran, dass es auch anders gehen könnte.

 


 Zuerst die schlechte Nachricht: Gemäß dem aktuellem Stand der Neurowissenschaften, handelt es sich hierbei um eine Illusion oder im allgemeinen Fall, um eine Ausrede. Mittlerweile gibt es ausreichende Fakten darüber, dass sich jeder - sofern sie oder er es möchte - verändern kann. Manchmal freiwillig, doch überwiegend oft erst dann, wenn uns ein Umstand z.B. eine Krankheit, ein Unfall, eine Trennung o.ä, dazu zwingt. Nötig wäre das nicht.

 


vom Rowdy zum Professor

Das beste nachweisliche Beispiel liefert ein ehemaliger Rowdy und heutiger Hirnforscher, der Wiener Neurophysiologe und Psychologe Nils Birbaumer. Als Jugendlicher Teil einer Wiener Jugendgang, knacke er mit seinen Kumpanen Autos, stahl und randalierte. Er saß sogar einmal wegen Körperverletzung im Jugendarrest (1)  Doch wie war eine derartig drastische Veränderung möglich?

 

Der Grund dafür nennt sich Neuroplastizität. Klingt kompliziert ist aber ganz einfach. Es ist die Fähigkeit unserer Nervenzellen sich zu verändern und sich unserem aktiven Interessen anzupassen. Diese Potenzial der Veränderung oder Anpassungsfähigkeit des Gehirns ist eine von der Evolution "erfundene" Fähigkeit, die vor allem das Überleben des Menschen sicherte. Die Angst vor Veränderung ist hingegen nichts anderes als eine Illusion oder ein Festhalten am Bekannten, selbst wenn es uns die letzte Kraft oder den letzten Nerv, im schlimmsten Fall unsere Gesundheit  kostet.

 

Das berühmte Zitat von Darwin „the survival of the fittest“ bedeutet nichts anderes als „das Überleben des Anpassungsfähigsten", denn unser Gehirn passt sich ständig neuen Lebensumständen so an. Dennoch erscheint es dem Hirn  gleich in welche Richtung. Klug wäre es, dass die Richtung für Sie stimmt, denn dann wird sich dieser Zustand ausgeglichen, wie auch glücklich anfühlen. 

 


Use it or loose it 

Nachdem unser Gehirn – jedes Gehirn !! – so flexibel ist, kann man davon ausgehen, dass z.B. glückliche Menschen nur anders - als unglückliche - damit umgehen oder anders nützen. Jeder Mensch verändert alleine dadurch wie er sein Gehirn benützt, Fähigkeiten, Denkweise, Strategien wie ebenso die Umstände seines Lebens. An der University College in London wiesen Eleanor Maguire und Katherine Woolett nach, dass z.B. Taxifahrer auf Grund ihrer Tätigkeit ein vergrößertes Hirnareal für die räumliche Orientierung hatten. Dasselbe wurde dann auch bei Pianisten, anderen Menschen, wie auch Berufsgruppen nachgewiesen. 

 

„Use it or loose it” – was man also öfter verwendet, verstärkt bzw entwickelt und erweitert sich automatisch auch im Gehirn. In der Kindheit ist das Gehirn besonders flexibel und je mehr Herausforderungen Kinder ausgesetzt sind, desto mehr lernen sie, desto mehr Verbindungen werden erzeugt, was  letztendlich zu Potenzial, Kompetenz und Intelligenz führt. Die Fähigkeit zur Neuroplastizität bleibt aber das ganze Leben lang erhalten. Sie wird mit den Jahren zwar etwas langsamer, doch selbst im hohen alter sind wir dazu fähig völlig Neues dazuzulernen oder uns zu verändern. 

 

 



Warum Ausreden Selbstschädigung sind

Frage: „Wenn Parkinson-, Alzheimer oder Demenzpatienten, Depressive und Ängstliche oder auch Schlaganfall oder Locked-in etwas Positives bewirken und verändern können, warum sollten Sie, als  gesunder Mensch, das nicht ebenso können?

 

Beispiel gefällig? Das Gehirn von Alzheimer Patienten gleicht optisch einer ausgetrockneten Walnuss. Alles beginnt im Hippocampus, einer Schaltstelle, die dafür zuständig ist, Inhalte vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis überführt werden. Das geschieht bei allem, was wir Lernen und in Folge unser Leben lang behalten, Fahrradfahren, Tanzen etc.. Wichtige Eigenschaften des Lernen sind a.) etwas Neues und b.) es nicht nur mit dem Kopf sondern auch –  wenn möglich  – in Verbindung mit Bewegungsabläufen zu tun. Nicht Kreuzworträtsel lösen (Wissen abzurufen) sondern Wissen erweitern ist die zentrale Anforderung und das, wenn möglich in Verbindung mit Bewegung z.B. Jonglieren, Tanzen u.ä.

 

Selbst Parkinsonerkrankten kann man mit einem Trick, ihren Hirnzellen wieder neuen Auftrieb geben, indem man bspw. einen Klebestreifen von ihrem Aufenthaltsort bis zur Toilette klebt. Dabei schaffen sie es plötzlich, wieder alleine dorthin zu gehen – da der Streifen sie an den Sinn ihres Vorhabens erinnert. Wie z.B. Nils Birbaum mit seinen Locked-in Patienten arbeitet und welche Veränderungen dabei möglich sind, lesen Sie in seinem Buch „Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst“. (2)

 

 


auf die harte Tour

Das Gehirn ist unser Steuerelement und hier dreht sich alles um Effekte. So löst unser Gehirn Reaktionen (in uns) aus, erzeugt damit auch körperliche Reaktionen und setzt uns in Bewegung. Welche Impulse das Gehirn setzt, sprich, worauf wir reagieren, ist zu 90% angelernt. Selbstverständlich gibt es auch  natürliche Ängste (Spinne, Schlange o.ä.) aber die meisten beruhen auf gemachte Erfahrungen, die mit jeder Wiederholung (Reproduktion) das  Angstgefühl verstärken. Was wir brauchen ist eine neue Erfahrung, erst dadurch verändert das Gehirn den bestehenden Reflex. Dabei existieren zwei mögliche Wege, die "leichte" oder die "harte" Tour.  

 

Nils Birbaumer setzte einen Unfallpatienten, der Angst vor Autofahrten hatte, auf den Beifahrersitz, schnallte ihn fest und fuhr mit ihm los. Der Patient schrie, heulte und machte sich in die Hosen – doch nach ein paar Fahrten war er von seiner Angst befreit. Der Grund für den Verlust der Angst – die „neue oder erneuerte“ Erfahrung, das Autofahren nicht zwangsläufig auch Unfall bedeutet. Das bedeutet unser Gehirn braucht zu den bekannten auch weitere Erfahrungen, um letztlich feststellen und erkennen zu können, Autofahren bedeutet nicht gleich Unfall. Das gilt natürlich auch für andere Bereiche des Lebens. Arbeit ist nicht gleich Druck oder Stress, Männer oder Frauen sind nicht gleich ......? usw.

 


die "leichte" Tour - neue Erfahrung, neue Gefühle 

Indem unser Gehirn, neue Erfahrungen zu alten Probleme macht, kann es in Zukunft auch anders - und damit Angst-, Sorgen- oder Stressfrei - reagieren. Klar geht das, wie beim vorherigen Beispiel von N. Birbaumer auf die "harte Tour", doch grundsätzlich genügt das Sammeln neuer Erfahrungen und das  funktioniert besonders gut freud- oder humorvollen Erlebnissen. Die daran  „gekoppelten“ Gefühle, entscheiden letztendlich darüber, ob unser Gehirn in Zukunft so oder so reagiert, sprich positive oder negative Gefühlen aktiviert. 

 

Wenn wir freudvolle Erfahrungen (in Beziehung mit Menschen, wie über einer Handlung, Tätigkeit oder Situation) machen, dann steigt dieses Gefühl hoch, wenn wir erneut in eine ähnliche Situation, Handlung oder Beziehung zu Menschen kommen. Mit anderen Worten bedeutet das, dass wir auf allen Ebenen, wo wir negative Erfahrungen gemacht haben, die mit diesen Gefühlen verknüpft sind, auch andere Erfahrungen (und Gefühle) machen können. Somit brauchen wir uns nicht weiter der Illusion ausliefern, das die eigene Welt so ist, wie sie ist oder „wir daran  nichts ändern können“. Anders ausgedrückt: "Man darf mit allem rechnen, auch mit den guten Dingen. 

 

Klar ist auch, dass Bedenken oder Ängste sich nicht von selbst auflösen oder verändern können, schon gar nicht, wenn wir sie permanent wiederholen und Ihnen ausliefern. Auch die Hoffnung alleine ist zu wenig. Schlussendlich ist es eine Frage oder die Erkenntnis, ob wir uns für das Motto „weiter so“ oder „es geht auch anders“ entscheiden und versuchen.

 


„Ob du denkst, du kannst es oder du kannst es nicht: Du wirst in jedem Fall Recht behalten“. 

                                                                                                            (Henry Ford)



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