Das Gehirn braucht Informationen, um sich ein Bild davon zu machen, was in unserem Körper passiert. Von selbst weiß es das nicht. Deshalb gibt's hier eine Standleitung, die vom Darm ins Gehirn geht und die heißt Vagus Nerv. Die beiden reden schon lange miteinander, das beginnt schon vor unserer Geburt. Und dabei geht's um Glück oder Unglück oder was das bedeutet, denn die beiden entwerfen einen großen Teil unserer ersten Gefühlswelt als Säuglinge.
Wir lieben „wohlige Sattheit“, „verzweifeln über Hunger“ oder „quälen uns mit Blähungen“. All diese Wahrnehmungen werden über den Vagusnerv an das Gehirn weitergeleitet und zwar rund um die Uhr, 24 Stunden lang. Dabei werden riesige Datenmengen vom Darm ans Gehirn geschickt, während die Kommunikation vom Hirn in umgekehrter Richtung nur rund 10% ausmacht.
Das Bauchgefühl wird Wissenschaft
Viele der vom Darm gesammelten Sinneseindrücke unseres Innenlebens werden von uns gar nicht bewusst wahrgenommen, aber vom enterischen Nervensystem (ENS) sorgfältig registriert und „dokumentiert“. Unser Bauchgefühl hat einen enormen Anteil daran, wie es uns geht. Begriffe wie: „wir haben Schiss“, „wir müssen Niederlagen erst verdauen“, „es stößt uns etwas sauer auf“ oder „Schmetterlinge im Bauch“, erhalten in letzter Zeit, auch ihre wissenschaftliche Berechtigung.
Besonders erkenntnisreich war, dass 95% des "Wohlfühlhormons" Serotonin im Darm produziert wird. Ein hoher Serotoninspiegel bedeutet eine positive Stimmung, ein tiefer Serotoninspiegel, eine negative Stimmung). Somit wurde offensichtlich, dass die Darmflora (Mikrobiota) hat einen großen Einfluss auf unsere Stimmung und in Folge auch auf unser Denken und Verhalten hat. Unser ICH besteht nicht nur auf sprachlicher Ebene aus Kopf (Gehirn) und Körper (Bauch/Darm) sondern mittlerweile immer öfter auch im Labor.
Studien zur „Darm – Hirn Verbindung“
Die erste Studie über die Beziehungen und Auswirkungen zwischen Darm und Hirn wurde 2013 veröffentlicht. Die Ergebnisse überraschten nicht nur die Versuchsleiter sondern auch die ganze Forscherwelt. Nach der vierwöchigen Einnahme von einem „Mix aus bestimmten Bakterien“ waren bestimmte Hirnareale deutlich verändert, darunter vor allem Bereiche für die Gefühls- und Schmerzverarbeitung.
Bei einer anderen Studie mit Menschen wurde sichtbar, dass Probanden, deren Vagusnerv stimuliert wurde, sich entweder wohl fühlten oder Angst bekamen, je nachdem mit welcher Frequenz dieser Nerv stimuliert wurde. Seit 2015 ist in Europa sogar eine Therapie bei Depressionen zugelassen, die darauf beruht. Dieser Nerv funktioniert wie eine Art Impulsgeber auf unser Gehirn.
Bei einer holländischen Forschergruppe wurde in ihrer Forschungsarbeit sehr deutlich, dass z.B. Grübeln permanente und unmerkliche Stressgefühle in uns auslöst. Dabei kommt es in vielen Fällen auch zu einer gesteigerten Ausschüttung unangenehmer Hormone, sowie zu einer Belastung und Veränderung der Mikrobiota im Darm.
In einer französischen Studie wurde der Einfluss von Probiotischen Substanzen erörtert und es wurde eine Kombination aus zwei Bakterien (Bifidobakterium longum und Lactobacillus helveticus) verwendet. Bei den Testpersonen veränderte sich nach vier Wochen nicht nur die Depressionstendenz zum Positiven, sondern auch Parameter für Wut, wie auch die Tendenz, körperliches Unwohlsein weniger tragisch zu empfinden als sonst.
Fazit
Fazit - Das Immunsystem bekämpft Viren und Bakterien. Es hat die Aufgabe unsere Körper vor schädigenden Einflüssen zu schützen. Einflüsse dieser Art können Bakterien, Viren, chemische und industrielle Giftstoffe oder auch kranke Körperzellen sein. Das Ganze ist ein sehr komplexer Prozess.
Die entscheidende Rolle dabei spielt unser Darm und 80% unseres Immunsystems befindet sich im Darm, welcher unser Innenleben regelt und darüber mit dem Gehirn über verschiedene Informationswege (Nervus Vagus, Botenstoffe und Hormone) in Verbindung steht.
weiterführende Artikel
Teil 2: "Die unglaubliche Firewall in uns"
Teil 3: "Wie Wohlgefühl die Immunkräfte stärkt"
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